Kreuzebra

Die Kirche St. Sergius & Bacchus in Kreuzebra

Die heutige Kirche St. Sergius und Bacchus in Kreuzebra ist die 3. Kirche am gleichen Standort. Der Bau im Barockstil begann 1738 und wurde 1740 beendet.

Am 22.10.1739 weihte Johann Friedrich von Lasser, Weihbischof in Erfurt, feierlich die Kirche.

Eine Bauinschrift in der Kirche lautet:

 

HAEC ET DOMUS DOMINI 1738 RECENTER AEDIFICATA, 

1739 SOLEMNITER CONSECRATA 1740 BENE EXORNATA 

ET FUNDATA SUPRA FIRMAM PETRAM.

(Das ist das Haus des Herrn, neu erbaut 1738, 

1739 feierlich geweiht, 1740 gut ausgestattet 

und gegründet auf festen Felsen.)

Bei dieser Kirche handelt es sich um eine Wandpfeilerkirche mit dreiseitigem Schluss als geputzter Massivbau. Die hohen Rundbogenfenster mit schöner Profilierung sind mit steinsichtigem Gewände eingefasst. Auf der Westseite befindet sich ein quadratischer Glockenturm mit einem Kalkbruchsteinmauerwerk. Im massiven Teil befinden sich kleine Schlitzfenster und Schallöffnungen. Der Turmraum ist zum Kirchenschiff bis in dessen Höhe durch Rundbogen geöffnet.

Das Innere ist mit vier Kreuzgewölben massiv gewölbt. Das Chor überspannt ein Stichkappengewölbe. Der reich gegliederte Innenraum ist stuckiert und mit christlichen Symbolen geschmückt. Über den Fenstern befinden sich Kartuschen mit Bibelzitaten. Im Schlussstein im Chor befindet sich das Auge Gottes. Gerahmt von Engeln und Strahlenkranz. Auf der Westseite, in den Turm ragend, sind 2 Emporen eingebaut. 

Der Hochaltar wurde 1961/62 und die Kanzel 1979 neu eingebaut, auch Fenster wurden erneuert. Ein Pfeiler vor dem Chor birgt den Schrein für die Kreuzesreliquien.

Das Gestühl besitzt reich geschnitzte Wangen. Auf der unteren Empore wurde 1961/62 barockes Gestühl eingebaut. 

Auf die Reliquien nimmt auch die restliche Kirchenausstattung Bezug, da Kreuz und Baldachin immer wieder als Motiv im Innenraum auftreten. Die Innenschriften in den Schildbögen, vor allem im Gemeinderaum, beziehen sich die Bibelzitate auf die Kreuzessymbolik. Vom ehemaligen Barockseitenaltar (18. Jh.) ist als einzige Holzskulptur der hl. Nepomuk in der Kirche vorhanden. Sein Platz ist heute auf einer Konsole an der rechten Innenseite. Von den früheren Altären sind in der heutigen Ausstattung folgende Figuren integriert.

  • auf den Seitenaltären – Hl. Josef und Maria
  • im Innenraum – Hl. Franziskus, Hl. Aloisius und Hl. Elisabeth
  • unter der Empore – Hl. -Antonius
  • an der Empore – die Hl. Kirchenpatrone Sergius und Bacchus
  • in der Sakristei bzw. im Pfarrsaal – Hl. Klara

Später ergänzte Leistungen

1781 2 Beichtstühle werden angeschafft und beide Mannhäuser ausgerüstet

1796 Einbau der Orgel

1878 6 neue Kirchenfenster werden eingesetzt

1881 die alte Turmuhr wird durch eine neue Uhr ersetzt 

1887 Chorfenster mit der Darstellung „Kreuzauffindung“ und „Kreuzerhöhung“ wurden ersetzt.

1894 Die Sakristei war bis zu diesem Zeitpunkt hinter dem Altar. Sie wurde in der heutigen Ausführung neu angebaut. In dieser Baumaßnahme war die Verlegung der Eingangstür von der Stirnseite in den Chorraum (jetziges Kriegerdenkmal) eingeschlossen. Das Eingangsportal auf der Südseite wurde zugemauert, der Beichtstuhl wurde versetzt.

1896 Die ersten Altäre waren nach rund 150 Jahren wurmstichig. Der Tabernakel war nicht mehr sicher genug. Der kunstvolle alte Altar, eine Sonne darstellend, ging nach Duderstadt. Dechant Rheinländer ließ die Barockaltäre durch kleinere Altäre ersetzen. 1896 kam der neue neugotische Hochaltar. Er zeigte 3 holzgeschnitzte Gruppenbilder: Anbetung der Hirten, Einsetzung der Eucharistie und Jesus am Ölberg, sowie die Figuren Sergius, Bacchus, Petrus und Paulus, Bonifatius und Karl den Großen. Die Figuren wurden durch den Bildhauer Heinrich Hartmann geschaffen.

1898 Wurde der Chorraum mit Fliesen ausgelegt. In der Chorwand wurde das Herz-Jesu Rundfenster eingesetzt. Außerdem wurde ein Blasebalg mit 2 Tretschemeln eingebaut.

1900 Ausmalung der Kirche

1901 Aufstellung der neugotischen Seitenaltäre Maria und Josef

1905 Wurde der Turm mit Zementmörtel ausgefugt

1908 Wurde unter den Kirchenstühlen gedielt, die Kirche bekam ein neues Dach mit Dachrinnen, Windfänge bzw. Pendeltüren, Verputz der Kirchen-Außenwände

1912 Im Andenken an Kanonikus Wolf, wurde vom Verein „Eichsfelder Heimatkunde“ eine Gedenktafel an der Kirche angebracht.

1917 Für den Krieg wurden die Prospektpfeifen der Orgel beschlagnahmt und 1922 neu eingebaut.

1923 bekommt die Kirche elektrisches Licht

1930 werden die Kirchenstühle umgearbeitet und die Kniebänke drehbar ausgeführt. Eine neue Turmtür wurde angeschlagen.

1933 wird der Taufstein gestiftet

1934 wurde der Turm verankert und neu verfugt, die Glocken umgelagert und die Turmkuppel neu vergoldet

1937 Einbau einer Warmluft-Kirchenheizung

1938 Nach Verbot des Religionsunterrichts wurden in der Sakristei 8 Bänke aufgestellt.

1940 Die Orgel wird um 4 m zurückgesetzt und somit 40 Plätze für Männer auf der oberen Empore gewonnen.

1945 Vom 7.4. bis 10.4. wurde Kreuzebra von den Kriegsereignissen am Ende des 2. Weltkrieges erreicht. Es wurde in und um den Ort gekämpft. Zwei Bomben wurden mitten im Dorf abgeworfen. Von den vielen Granateinschlägen trafen drei die Kirche. Das Geschoss durchschlug auch das Gewölbe. An der Außenhaut, einschließlich Schiefer am Turm, sowie im Innenraum verursachten Granatsplitter viele Schäden. Die Fenster, Bleiverglasung mit farbigen, religiösen Motiven, wurden alle zerstört. Schäden gab es auch am Fußboden und an den Kirchenbänken. Noch im gleichen Jahr wurden die wetterabhängigen Schäden notdürftig behoben (Reparatur des Daches und der Kirchenfenster).

1951 Ausmalung der Kirche, Apostelkreuze und Kreuzwegeinrahmungen wurden angebracht. Die neugotische Ausmalung wurde durch die Barock-Ausmalung ersetzt.

1957 Die Eingangstür vom Chorraum wurde in die Sakristei verlegt. In die ehemalige Chortür wurde das Kriegerdenkmal als Andenken und Erinnerung an die Gefallenen und Vermissten im II. Weltkrieg eingebaut.

1958 Wurden die ersten Nachtspeicheröfen eingebaut, die 1979 durch neue ersetzt wurden.

1959 Ist ein Schutzdach über dem Turmeingang eingebaut worden, ein kleines Walmdach. Weiter erfolgte eine Reparatur des Kirchendaches mit neuen PVC- Dachrinnen.

1961/62 Wurde die Kirche erneut ausgemalt. Bei dieser Restaurierung bekam die Kirche wieder einen echten Barockaltar, welcher 1960 bei der Kirchenrenovierung in Hüpstedt entfernt worden war. In der steinernen Altarrückwand sind zwei Figurenbildnisse mit Inschriften eingearbeitet. 

Maria-Bildnis: „Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn

Herz-Jesu Bildnis: „Ich bin die Wahrheit und das Leben wer an mich glaubt wird leben auch wenn er gestorben ist.

Mit den Restaurierungsarbeiten erfolgte die Verlegung des Taufsteines, der Austausch des Beichtstuhles, sowie der Ersatz der Balkenbänke auf der Empore durch Kirchenbänke aus Hüpstedt. Auch wurde der Reliquienschrein im Pfeiler am linken Chorbogen besonders hervorgehoben.

1964 Neue Verbundfenster: Glas-Bleiverglasung

1967 Umbau und Umsetzung der Orgel

1975 Turmhelm neu geschiefert und Kirchenturmbekrönung restauriert. Kirchenuhr bekam elektrischen Antrieb

1979 Wurde die Kirche erneut restauriert. Eine weitere Aufwertung bekam die Kirche durch den Einbau der jetzigen Kanzel aus Mengelrode. Die Kanzel besteht aus Kanzelkorb und Schalldeckel. Am Korb sind die 4 Evangelisten dargestellt, auf ihren Knien jeweils die aufgeschlagene Bibel liegt. Der Schalldeckel mündet in eine Figur, die Christus mit Globus und Segensgetus darstellt. Die Kanzel ist ein ansprechendes Werk des Barocks und gehört zum Wertvollsten der Ausstattung.

1986 Wurde der Putz von der Außenhaut der gesamten Kirche gemeißelt und DDR-typisch in Feierabendtätigkeit durch Handwerker der Gemeinde erneuert.

1990 Wurde im August das gesamte Kirchendach, mit bereits vor der Wende gelieferten Ziegeln, neu bedacht.

1991 Wurde in Gemeinschaftsarbeit mit der politischen Gemeinde, zur 650 Jahrfeier der Ersterwähnung das Umfeld der Kirche saniert und die Gehwege zum Turm erneuert.

1993 Wurde der Rest der Gehwege hinter der Kirche erneuert und die Stufen des Turmeinganges durch ein großes Podest mit Treppe und Rollstuhlauffahrt ersetzt.

1994 Turmeingang mit Podest erhielt eine größere Überdachung

1997 Sanierung der Westseite des Turmes.

Nach Installation eines Strahlers wird der Kirchturm in der Nacht angestrahlt.

2000 Nachtspeicherofenanlage wurde neu installiert. Lautsprecheranlage wurde erneuert und erweitert.

Durch die stufenweise Restaurierung wurde der barocke Innenraumcharakter wiedergewonnen und ein Kleinod geschaffen.

2010 wurden die alten Hartgussglocken aus dem Jahre 1955 durch drei neue Bronzeglocken ersetzt: am 03.10.2010, dem 20. Jahrestag der Deutschen Einheit, wurden die neuen Glocken durch Weihbischof Reinhard Hauke geweiht

Das Fest der Märtyrer Sergius und Bacchus ist am 7. Oktober. 

Unsere Kirche ist den Heiligen Sergius und Bacchus geweiht. Sergius und Bacchus lebten im 3. und 4. Jahrhundert untern den Kaisern Diocletianus und Maximinianus in Syrien, die bis zum Jahr 305 das Römische Weltreich regierten. Unter ihrer Herrschaft begann die Christenverfolgung. Sergius und Bacchus standen als Notar und als Befehlshaber einer syrischen Legion im kaiserlichen Dienst. Da sich Beide zum Christentum bekannten, wurden sie für ihren Glauben degradiert und zu Tode geprügelt. Beide wurden in der Wüste an unterschiedlichen Orten verscharrt.

Da die Christen sie aber für Helden hielten, gruben sie sie ihre Leichen aus und errichteten ihnen in Sergiopolis eine Kirche und später eine Basilika. Kaiser Julian von Byzanz erhob die Beiden zu Heiligen seines Reiches und bracht einen Teil der Gebeine nach Rom. Der Papst ließ einige dieser Reliquien berühmten Städten schenken u.a. Prag, Venedig, Turon, Angers, dem Benediktinerkloster Weißenberg und auch Heiligenstadt. Über die Übertragung der Reliquien aus Heiligenstadt in unsere Pfarrkirche, gibt es keine sicheren Quellen, die diese Übertragung belegen. Da im früheren Mittelalter nicht alle Handlungen schriftlich festgehalten wurden, sind für die Gemeinde die jahrhundertealten Überlieferungen sowie die lange Tradition der Verehrung die Grundlage.

In der Pfarrkirche wird eine Partikel des heiligen Kreuzes aufbewahrt und verehrt. Die Kreuzauffindung erfolgte im Jahr 320 durch die hl. Helena. Im Jahr 348 wird schon von der Kreuzverehrung und -verbreitung berichtet. Nach Konstantinopel und Jerusalem kamen große Kreuzpartikel. Von dort, so wird vermutet, verlief der Weg der Reliquie über Mainz, Fulda, Heiligenstadt und kam dann nach Kreuzebra. Durch den Propst des St. Martinstifte in Heiligenstadt soll Ebra die Reliquie vom Kreuz erhalten haben. Über die näheren Umstände, wie die Kreuzpartikel nach Ebra gelangt ist, sind keine sicheren Nachrichten vorhanden, wohl aber berichtet eine Sage darüber:

Eines Sonntags kommt ein erzbischöflicher Bote aus Mainz, der auf dem Weg nach Heiligenstadt ist. Auf Befragen erklärt er, dass er eine Partikel vom hl. Kreuz mit sich führe, die er den Stiftsherren von S. Martin in Heiligenstadt übergeben soll. Die Dörfler verlangten dieselbe zu sehen. Der Bote öffnet die reichverzierte Kapsel, in der die Partikel gebettet liegt. Mit einer gewissen Scheu betrachten die Zuschauer die kostbare Reliquie vom Kreuz unseres Herren, als einer die Finger ausstreckt, um sie zu berühren. Doch plötzlich entgleitet der kostbare Schatz der Kapsel und fällt in die Wegehecke. Als man die Partikel wieder an sich nehmen will, ist sie am Dornzweig wie festgewachsen und weder der Bote noch die Umstehenden sind imstande dieselbe aus der Hecke zu lösen.

Sie stehen vor einem Rätsel, da wird der Dorfpfarrer zu Hilfe geholt. Aber auch ihm gelingt es nicht. Da bittet der Bote, den Pfarrer das hochwürdigste Gut aus der Kirche zu holen. Dies geschieht so und das ganze Dorf begleitet dasselbe ehrfürchtig bis zur Hecke. Dort macht der Pfarrer mit dem Allerheiligsten das Kreuzzeichen über die Partikel und siehe da, sie löst sich und fällt zu Boden, worauf sie im Triumpfzug in die Pfarrkirche übertragen und dort zur Verehrung aufgestellt wird.

Die Bewohner von Kreuzebra sehen dies als ein Wink vom Himmel an und drängen den Boten, die kostbare Reliquie behalten zu dürfen. Der Bote reist zurück nach Mainz und erstattet dem Erzbischof Bericht, worauf dieser die Bitte der Ebraer erfüllt.

Die Kunde vom wunderbaren Ereignis drang zu den umliegenden Ortschaften und in Haufen kamen die Bewohner herbei geströmt, um das Heiligtum zu schauen und zu verehren. So ist die Wallfahrt zur Reliquie des hl. Kreuzes entstanden und der Name dieses Ortes.

In Prozessionen kamen einige Jahrhunderte Gemeinden und einzelne Wallfahrer zur Kreuzauffindung, zur Kreuzwallfahrt nach Kreuzebra zur Teilnahme am Hochamt mit Prozession über den Angerberg zu zwei Altären.

Durch Änderung des Liturgiekalenders wurde die Kreuzauffindung (3.Mai) mit Kreuzerhöhung (14.September) zusammengelegt. Heute feiert die Gemeinde das Fest Kreuzerhöhung am 14. September mit einem Festgottesdienst und anschließender eucharistischen Prozession. 

Die Reliquie, die im Reliquienkreuz aufbewahrt ist, wird bei der Prozession mitgeführt. 

Der Wandschrein zur Verehrung der Reliquie trägt die Inschrift:

„Schrein der Reliquie vom Kreuze Christi“.

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